Meine Kraftquelle
- Nicole
- 27. Apr.
- 5 Min. Lesezeit
Schön, dass du wieder hier bist, um meine zweite Feder zu lesen, die ich heute lasse :) Ich freue mich sehr!
Noch kurz zur Erklärung, weil ich meinen Blog ja gerade erst begonnen habe: das Titelbild meines ersten Blogeintrages war kein eigenes. Ich hab mich selbst bewusst ein bisschen überrumpelt, als ich den Mut dazu hatte, Rabenfeder zu veröffentlichen und habe mir für meinen ersten Eintrag nicht die Zeit genommen, meine eigenen Bilder auf den PC zu ziehen und herzunehmen. Das ändert sich ab jetzt aber :) Ich bin eine absolute Amateur-Fotografin und das sieht man den meisten meiner Bilder auch an. Zudem bin ich kein Freund von Fotobearbeitung. 99 % meiner fotografierten Motive beinhalten die Natur und ich möchte daran einfach nicht rumpfuschen, weil die Natur aus sich heraus bereits wunderschön ist. Und wie schon erwähnt: ich gestalte meinen Blog nicht danach, was am besten ankommen könnte, sondern authentisch.
Außerdem habe ich festgestellt und wurde auch von meinem Herzensmann darauf hingewiesen, dass die (automatisch ermittelte) Lesezeit nicht korrekt ist, also habe ich sie komplett rausgenommen. So. So viel zu den Änderungen. Gibt bestimmt noch mehr im Laufe der Zeit ;)
Im Gegensatz zum letzten Mal, wo ich mich gleich zu Anfang einem meiner anstrengenderen Themen gewidmet habe, wende ich mich heute einem hellen Thema zu - also, quasi einem federleichten ;) - und zwar meinem positivsten und hilfreichsten Glaubenssatz, meiner Kraftquelle:
omnia causa fiunt - alles geschieht aus einem Grund.
Ja, das Thema Glaube. Ich bin überzeugt davon, dass er Berge versetzen kann. Und das kann positiv sein - aber auch sehr negativ. Ich halte Religion für ein Grundrecht und jeder soll glauben und praktizieren dürfen, was ihm oder ihr guttut und Frieden bringt - und genau da ziehe ich meine Grenze. Ich finde es furchtbar, dass unter dem Deckmantel des Glaubens so oft auf der ganzen Welt Leid, Konkurrenz und sogar Krieg verbreitet wird. Glauben soll einem doch helfen, schwere Zeiten zu überstehen, sich weiterzuentwickeln und allem, eben auch den schwierigen Dingen, die man überstehen muss, irgendeine Art von Sinn zu geben. Glauben ist etwas friedliches und Kraft spendendes. Er verbindet, er entzweit nicht. Er ist nichts zerstörerisches und erstrecht kein Alibi für Verfolgung, Verurteilung oder sogar noch schlimmere Dinge.

Das ist der Grund, warum ich schon vor vielen Jahren jeglicher "offizieller" Religion den Rücken gekehrt habe. Dazu konnte ich mit christlichem Glauben persönlich nie etwas anfangen. Etwas in mir hat sich immer geweigert, sich von einem uralten Buch diktieren zu lassen, was ich zu glauben habe und wonach ich zu leben habe. Dagegen kann ich mir aber auch gut vorstellen, dass gerade das vielen Menschen Frieden gibt und Erleichterung verschafft. Jedem Menschen, dem sein Glaube Kraft gibt, gönne ich das von ganzem Herzen - denn genau das ist es, worauf es ankommt.
Als ich Mitte 20 war habe ich den Glauben an irgendetwas komplett verloren, als mein kleiner Bruder mit 22 starb. Welche Macht, wie auch immer man sie nennt, erlaubt denn, dass ein so junger Mensch voller Lebensfreude und voller Mitgefühl und Wärme für andere Menschen so früh gehen muss? Daran kann es nichts gerechtes und schon erstrecht nichts gutes geben. Es begann die dunkelste und schwerste Zeit meines Lebens. Trauer und Depression, die Auswirkungen auf mein gesamtes Leben hatten - Gesundheit, Partnerschaft, Freunde, Familie, Arbeit, Persönlichkeitsentwicklung.
Persönlichkeitsentwicklung? Was für eine seltsame Aufzählung. Das Wort klingt ja irgendwie fast... positiv, oder? Was kann denn an Depression und Trauer positiv sein?
Versteht mich nicht falsch: ich liebe meinen kleinen Bruder nach wie vor sehr, auch meinen Papa, den ich vor 2 1/2 Jahren ebenfalls bereits verloren habe. Ich vermisse sie jeden Tag unheimlich, ich möchte sie jeden Tag so gerne umarmen und ich spreche jeden Tag mit ihnen.
Aber inzwischen betrachte ich es nicht mehr als Verrat ihnen gegenüber, anzuerkennen, dass mich meine Trauer um sie reifen hat lassen. Gerade weil ich durch so ein krass tiefes Tal gegangen bin, bei allen beiden.

Jeder Mensch, der einen geliebten Menschen oder auch ein geliebtes Tier verliert, wird mit der Endlichkeit seines eigenen Lebens konfrontiert. Ich weiß noch, dass ich nach dem Verlust meines kleinen Bruders das Urvertrauen ins Leben verloren habe. Als junger Mensch besitzt man so ein angeborenes und ganz selbstverständliches "Anrecht auf Zeit". Also, mir ging es so, dass ich immer dachte, ich hätte doch noch ewig Zeit für alles. Der Tod meines kleinen Bruders hat eine Angststörung in mir ausgelöst, weil mir klar wurde: niemand weiß, wieviel Zeit er in diesem Leben hat.
Also begann ich eine Therapie. Im Laufe der nächsten Jahre haben sich gravierende Veränderungen in meinem Leben ergeben, die schmerzhaft waren, unglaublich viel Kraft gekostet haben und weitere Veränderungen mit sich gebracht haben. Aber rückwirkend betrachtet war es genau diese schlimme und schmerzhafte Erfahrung, die meinen eigenen Veränderungsprozess ins Rollen gebracht hat. Er hält bis heute an und er wird so lange weitergehen, bis ich dieses Leben verlasse. Und es ist oft verflucht anstrengend und chaotisch und es bringt mich häufig zum (Ver)Zweifeln. Aber immer, wenn ich selbst feststelle, dass ich mit Situationen reifer und gelassener umgehe, weiß ich, dass sich diese Arbeit lohnt und dass ich mich entwickle. Wächst mein Vertrauen in mich selbst.
Der Glaube daran, dass auch in den allerschlimmsten Erfahrungen irgendein winzig kleines Fünkchen Gutes steckt, hat mich auch durch meine folgenden Krisen begleitet und mich durchhalten und sogar weiter wachsen lassen. Oft habe ich nicht direkt gesehen, was an der aktuellen Situation sinnvoll sein soll und wollte nur um mich schlagen. Unterm Strich ging es mir in diesen Zeiten am allerschlechtesten.

Erst als die Phasen kamen, in denen ich den Gedanken zulassen konnte, dass es vielleicht auch irgendetwas Gutes haben könnte und anfing, danach zu suchen, begann mein Heilungsprozess und es konnte mir langsam wieder besser gehen.
So hat sich mein Glaubenssatz "alles geschieht aus einem Grund" immer mehr in mir eingraviert und das inzwischen so tief, dass er ebenso eine Selbstverständlichkeit für mich ist, wie atmen.
...puh, also "federleicht" war hieran nun wirklich nichts und ich hab ein bisschen Bammel, das hier gleich zu veröffentlichen. Lesen zwar nicht viele, aber es steht trotzdem meine Meinung zu einem sehr tiefgehenden und emotionalen Thema im f***ing Internet ^^' Aber ich mach es trotzdem. Sind ja nur die Gedanken irgendeiner Bloggerin, die gerne schreibt, um ihre Gedanken zu sortieren. Und vielleicht, um dir mit meiner Geschichte ein kleines bisschen Licht zu spenden, wenn du gerade durch eine dunkle Zeit gehst. Auch wenn sich alles in dir wehrt: suche nach dem klitzekleinen Fünkchen Gutem darin. Denn glaub mir, den gibt es. Und wie wir alle wissen kann aus einem kleinen Fünkchen ein großes Feuer entstehen. Man muss nur daran glauben.
Ich umarme dich aus der Ferne und wünsche dir viele kleine Fünkchen.
Bis vielleicht zur nächsten Feder.
Alles Liebe für dich,
Nicole
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